Für Dr. med. Wolfram Wieser steht fest: Die Zusammenarbeit mit kompetenten Fachkräften erleichtert deutlich die Betreuung der Patienten
Dr. med. Wolfram Wieser ist Facharzt für Innere Medizin in Leverkusen und Mitglied im Aufsichtsrat des Regionalen Gesundheitsnetzes Leverkusen. Im Innovationsprojekt Mambo ist er einer der Ärzte, die vom ersten Tag an dabei waren. Bis heute hat er schon rund 130 Patienten eingeschrieben. Im Gespräch berichtet er, was sich mit Mambo für seine Patienten verändert hat und wie seine Praxis profitiert.
Ein Jahr Mambo in Ihrer Praxis – was war für Sie der entscheidende Grund mitzumachen?
Hinter Mambo steht eindeutig eine Verbesserung der Versorgung multimorbider Patienten. Für mich war entscheidend, dass ich meinen Patienten die Chance geben will, insbesondere die persönliche Unterstützung sowie die verschiedenen Hilfsmöglichkeiten in der häuslichen Versorgung kennen- und nutzen zu lernen. Das reicht von der Information zur Pflegeversicherung über Hilfsmittel bis zur Beantragung von Geldern.
Wie viele Patienten haben Sie bis heute eingeschrieben?
Aktuell sind es rund 130 Patienten. Und ich habe noch Potenzial für etwa 25 weitere Einschreibungen.
Wie überzeugen Sie die Patienten, bei Mambo mitzumachen?
Da ich als Arzt von diesem Projekt überzeugt bin, kann ich die Patienten gut motivieren, daran teilzunehmen. Es war hilfreich, dass die Krankenkasse die infrage kommenden Patienten angeschrieben hatte, so dass ich bzw. eine MFA dann nur noch die Details erläutern muss. Übrigens ist bei der Patientenansprache das ganze Praxisteam involviert, denn die MFAs sind für viele Patienten auch Vertrauenspersonen.
Was ist für Ihre Patienten der wichtigste Grund, an Mambo teilzunehmen?
Ganz eindeutig die Organisation der häuslichen Versorgung bei Pflegebedürftigkeit. Die persönliche Betreuung gibt ihnen mehr Sicherheit im Umgang mit der eigenen Erkrankung. Das ist es, was ich am häufigsten höre.
Welche Abläufe konnten Sie dank Mambo in Ihrer Praxis konkret verändern?
Bei Patienten mit komplexen Befunden und dementsprechend hohem zeitlichen Erklärungsbedarf übernimmt die MoniKa einen Teil der sozialen und pflegerischen Problemlösungen. Durch das Feedback im MoniKa-Bericht kann ich die bürokratischen Abläufe wie Formulare oder Gespräche mit Angehörigen schneller und sinnvoller gestalten.
Welches Feedback erhalten Sie von Ihren Mambo-Patienten?
Die Patienten und auch die Angehörigen fühlen sich deutlich entlastet und mit ihren Problemen wahrgenommen. Gerade bei dementen Patienten bietet Mambo viel Unterstützung.
Inwiefern bedeutet Mambo auch für Ihre eigene Arbeit eine spürbare Entlastung?
Ein Teil der unnötigen Hausbesuche entfällt, zum Beispiel bei Pflegeproblemen oder Unsicherheiten mit der Medikamenteneinnahme. Auch nach beziehungsweise schon unmittelbar vor einer Krankenhausentlassung kann sich die MoniKa einen Eindruck verschaffen und mit mir die weitere Versorgung absprechen.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit der MoniKa?
Bisher sehr gut. Die Zusammenarbeit mit kompetenten Fachkräften erleichtert deutlich die Betreuung der Patienten. Die MoniKa geht nach Rücksprache mit dem Patienten mit einer konkreten Fragestellung oder einem Zielauftrag zum Hausbesuch. Zeitnah erhalte ich einen detaillierten Feedbackbogen mit konkreten Verbesserungsvorschlägen bezüglich der häuslichen Versorgungssituation. Rücksprachen mit der MoniKa sind jederzeit möglich, aber waren bisher selten erforderlich. Das alles spart viel Zeit.
In welcher Weise würden Sie durch eine weitere Ausweitung des Mambo-Ärztenetzwerks profitieren?
Wenn noch mehr Ärzte mitmachen würden, dürfte das die Zusammenarbeit mit den mitbehandelnden Kollegen und Kliniken sicher noch verbessern, zum Beispiel beim Entlassungsmanagement oder bei der Zusammenarbeit mit den sozialen Diensten.
Welche Rolle spielt Mambo für Ihre Praxis?
Mambo ist inzwischen ein bedeutender zusätzlicher Baustein in der Versorgung von meist hoch betagten oder schwer kranken Patienten in meiner hausärztlichen Praxis.
... und für Ihre Patienten?
Sie fühlen sich rundum besser versorgt, nicht nur medizinisch, sondern auch sozial. Viele Patienten fühlen sich mit Mambo einfach sicherer und gut aufgehoben.
Was wünschen Sie Mambo für die kommenden Monate, bis zum Ende des Projektzeitraums 2020?
Es wäre schön, wenn Mambo noch möglichst viele Ärzte und Patienten von der Teilnahme überzeugen kann. Wenn dann am Ende die MoniKa in die Regelversorgung übernommen wird, wäre das perfekt. Denn damit können dann auch Patienten anderer Krankenkassen in den Genuss dieser Betreuung kommen. Damit wir als Ärzte uns wieder mehr um die medizinische Versorgung kümmern können.
Zum Abschluss noch eine allgemeine Frage zum Regionalen Gesundheitsnetz Leverkusen: Welche Rolle spielt das für die Gesundheitsversorgung?
Seit seiner Gründung 2006 hat sich das Regionale Gesundheitsnetz Leverkusen stets weiterentwickelt. So ermöglichen wir zum Beispiel mit dem Ambulanten Palliativzentrum APZ die Versorgung Schwerstkranker und Sterbender in ihrem häuslichen Umfeld. Da es in Leverkusen bisher kein stationäres Hospiz gibt, haben wir auch hier die Initiative ergriffen. Im Oktober 2018 haben wir feierlich mit dem Oberbürgermeister das Baustellenschild für unser neues Hospiz in Leverkusen enthüllt. Baubeginn ist Anfang 2019, die Fertigstellung ist für 2020 geplant.
Über diese Leuchttürme hinaus konnte die Zusammenarbeit der Kollegen im Netzwerk verbessert werden. Innovative Ideen zur Patientenversorgung konnten umgesetzt werden, zum Beispiel bei den Erkrankungen Demenz und Herzinsuffizienz. Auch wurden über das Gesundheitsnetz Fortbildungen von Leverkusener Fach- und Hausärzten für die Netzärzte organisiert. Die Umsetzung von unterschiedlichen Projekten haben die Zusammenarbeit und das Kennenlernen der Ärzte gefördert. Ich denke, insgesamt konnte die Arbeitszufriedenheit der Netzärzte in Leverkusen, trotz zeitweise widriger Umstände, gesteigert werden.
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