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„Evaluationsprozess ist ein wichtiger Mambo-Baustein“

Das Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft (IMVR) der Universität zu Köln ist neben der pronova BKK und dem Regionalen Gesundheitsnetz Leverkusen dritter Konsortialpartner von Mambo. Das Institut begleitet das Projekt aus Sicht der Versorgungsforschung. Im Interview spricht der operative Projektleiter des IMVR, Ibrahim Demirer, über erste Ergebnisse und gibt Einblicke in die Evaluationsaufgaben.

Herr Demirer, wie kam das IMVR zum Projekt Mambo?


Das Projekt Mambo ist im Rahmen des Innovationsfonds entstanden und wird durch den Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) gefördert. Ein Ziel des Innovationsfonds ist es, die Versorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung weiterzuentwickeln und neue Versorgungsformen in die Regelversorgung zu übertragen. Die Finanzierung eines Projektes ist dabei an dessen wissenschaftlich begleiteter Evaluation gekoppelt. So ist die Zusammenarbeit mit dem IMVR, als externes evaluierendes Institut, entstanden. Der Evaluationsprozess ist also ein wichtiger Mambo-Baustein und das IMVR war dafür von Anfang an im Boot.


Wie passt das Projekt Mambo zum Forschungsinteresse des IMVR im Allgemeinen?


Das Institut besteht aus den Abteilungen Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft.. Das Projekt Mambo ist in der Abteilung Versorgungsforschung angesiedelt. Im Forschungsinteresse steht hier die organisationale Ausgestaltung der Leistungserbringung im Gesundheitswesen. Untersucht werden also Versorgungsstrukturen und -prozesse sowie die daraus resultierende Ergebnisqualität. Der Ansatz von Mambo, die ambulante Versorgung von multimorbiden Patientinnen und Patienten zu verbessern, passt damit perfekt zu unserem Förderschwerpunkt.


Welche Rolle spielt das IMVR als Mambo-Partner?


Wir beteiligen uns als externes, evaluierendes Institut und gewährleisten eine objektive Projektbewertung. Darüber hinaus haben wir noch eine beratende Funktion und begutachten Auswirkungen von Projektentscheidungen im Rahmen der sogenannten formativen Evaluation oder Prozessevaluation.


Wie sieht die Evaluation in der Praxis aus?


Die Evaluation teilt sich in die so genannte Prozessevaluation und die Ergebnisevaluation auf. Bei der Prozessevaluation werden Interviews und Fokusgruppen mit Projektbeteiligten durchgeführt. Zum einen sind das Einzelinterviews mit den Projektverantwortlichen sowie eine Fokusgruppe mit den Monitoring- und Koordinationsassistentinnen. Zum anderen finden jährliche Fokusgruppen mit Ärzten statt, die durch Einzelinterviews ergänzt werden. In diesen wird das Projekt aus der Perspektive der Behandelnden evaluiert. Die erste Fokusgruppe hat letztes Jahr bereits stattgefunden, weitere Interviews folgten Anfang dieses Jahres. Zusätzlich ist eine Fokusgruppe mit MoniKas im Herbst geplant. Bei dieser sollen konkrete Einblicke in die Versorgung gewonnen werden. Von besonderem Interesse sind Erfahrungen, die von der MoniKa im Umgang mit den Patienten gewonnen werden können – schließlich sind die MoniKas den Patienten am nächsten.

Bei der Ergebnisevaluation werden Daten mittels einer postalischen Befragung der teilnehmenden Patienten, Ärzte sowie Praxismitarbeiter erhoben. Hierfür werden bis zum Abschluss des Projekts idealerweise 3000 eingeschriebene Patienten benötigt, um aussagekräftige Daten zu erhalten. Die Teilnahme an der Evaluation ist natürlich völlig freiwillig.


Welche Erkenntnisse sollen konkret gewonnen werden?


Im Rahmen der Prozessevaluation sollen mögliche Barrieren frühzeitig identifiziert und an die Prozessbeteiligten zurückgemeldet werden. Auch für die Implementierung förderliche Faktoren werden hier gewonnen. Grundsätzlich ist es unser Ziel, zu prüfen, ob das Versorgungsmodell Mambo im Vergleich zur Regelversorgung eine Überlegenheit aufweist. Dafür betrachtet die Evaluation Strukturen, Prozesse und Ergebnisse. Auf der Strukturebene werden das Bedarfsmanagement, Versorgungsmanagement und der kontinuierliche Verbesserungsprozess, analysiert. Auf der Prozessebene wird der konkrete Versorgungsprozess erfasst. Und auf der Ergebnisebene wird schließlich die Wirksamkeit von Mambo erhoben. Hier geht es um die Lebensqualität, aber auch die Zufriedenheit der Versicherten und der beteiligten Akteure mit der neuen Versorgungsstruktur.


Wie viele Mitarbeiter arbeiten im Mambo-Projektteam beim IMVR?


Insgesamt sind vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Projekt Mambo beteiligt. Die wissenschaftliche Projektleitung haben Institutsdirektor Prof. Dr. Holger Pfaff und die Vertretungs-Professorin Dr. Ute Karbach (Technische Universität Dortmund, Fakultät Rehabilitationswissenschaften, Fachbereich Rehabilitationssoziologie) übernommen. Meine Aufgabe als operativer Projektleiter ist die Administration und Koordination der Untersuchungen und die Ergebnisevaluation mitsamt schriftlichen Befragungen. Ich kümmere mich zudem um die Sekundär- und Datenanalyse. Unsere wissenschaftliche Mitarbeiterin Simone Richter ist für die Prozessevaluation zuständig. Das heißt, es geht um die Fokusgruppen mit Ärzten und Ärztinnen, die Fokusgruppen mit MoniKas und die Einzelinterviews mit der Versorgungs- und Bedarfsmanagerin und Ärztinnen und Ärzten. Frau Richter und ich unterstützten uns auch oft gegenseitig, sodass von keiner strikten Trennung der Aufgaben gesprochen werden kann. Außerdem gehen uns unsere studentischen Mitarbeiter regelmäßig zur Hand.


Gibt es einen ersten Zwischenstand und was können wir daraus für Mambo folgern?


Was die Prozessevaluation angeht, können wir noch keine konkreten Ergebnisse vorstellen, da die Durchführung der Fokusgruppen und deren Analyse noch nicht abgeschlossen ist. Bei der Ergebnisevaluation konnte Anfang November letzten Jahres die vorläufige Auswertung der früh eingeschriebenen Versicherten abgeschlossen werden. Von allen abgeschickten Fragebögen wurden rund 74 % beantwortet, das heißt, die Datenauswertung basierte auf ungefähr 800 auswertbaren Fragebögen.

Die Analysen ergaben, dass der mit 85% am häufigsten angegebene Grund für die Teilnahme an Mambo die direkte Empfehlung des Arztes war. Zudem gab es mit dem subjektiv wahrgenommenen Versorgungsumfeld durch Mambo sehr hohe Zufriedenheitswerte von 70%. Da stetig neue Patientinnen und Patienten in Mambo eingeschrieben werden, laufen auch die Befragungen weiter. Seit Anfang April verschicken wir wieder Fragebögen.


Inwieweit steht das IMVR für eine objektive Bewertung des Projekts?


Zum einen sichern wir das durch unsere hohen Standards wissenschaftlicher Methoden und langjährige Erfahrungen auf dem Gebiet der empirischen Sozialforschung. Das IMVR zeichnet sich durch eine hohe Expertise in der Planung, Organisation, Durchführung und Auswertung von Studien in Versorgungseinrichtungen sowie in der Befragung von Patienten, Mitarbeitern und Führungskräften aus. Zum anderen garantieren wir die Distanz zur Implementierungsarbeit. Das heißt, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des IMVR sind bei der Implementierung der Mambo-Strukturen in den Praxen nicht beteiligt und somit weniger stark in den Prozess eingebunden. Ein Beispiel: Um Objektivität bei den Interviews mit der Versorgungsmanagerin und der Bedarfsmanagerin zu gewähren, wird das Interview zwar von uns konzipiert, jedoch von einer vom Projekt unabhängigeren IMVR-Mitarbeiterin ohne vorherigen Kontakt zum Projekt durchgeführt.

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